Rugby in Leipzig: Wie alles begann, wie es gespielt wurde und was es heute für die Messestadt bedeutet
Von Lars Wochatz
Teil 9: 1933 bis 1945 – Begründer des Leipziger Rugby – Ludwig Fichte
Ludwig Fichte gründete 1923 die erste Rugbymannschaft in Leipzig. Er schuf dafür eine Abteilung im Akademischen Sportclub Leipzig. Wie Fichte selbst zu dem Sport gekommen ist lässt sich nur vermuten. Doch einige Sachen sind bekannt und werden nun als kleines Porträt dargestellt.
Ernst Ludwig Fichte wurde am 24.08.1891 in Greiz im Vogtland geboren. Er besuchte die Realschule in Dresden und studierte anschließend in der Schweiz und schloss mit dem „certificat d’études“ ab.
Im Anschluss arbeitete er in London. Dort schloss er sich dem Rugbyteam des Blackheath Football Club an. Vermutlich spielte er dort in den Jahren 1911 – 1913. Er lernte, mit hoher Wahrscheinlichkeit, erst in London kennen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges beendete er seine Arbeit in London.
Im ersten Weltkrieg war Fichte zuerst in der Infanterie und ab Mitte 1915 als Feldflieger tätig. Im Dezember 1916 stürzte Fichte und konnte nicht mehr an der Front eingesetzt werden. Bei diesem Sturz verlor er sein rechtes Auge. In den vorherigen Kriegsjahren erhielt er mehrere Orden.
Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Fichte als Reisender für verschiedene Leipziger Unternehmen. 1923 gründete er schließlich die Rugbyabteilung im ASC. Sieben Jahre später trat er, am 01.06.1930, der NSDAP bei. Wiederrum nach einem Jahr schloss er sich der SA an und stieg hier bis zum SA-Gruppenführer auf und leitete die Brigade 35. Ab 1933 bis 1939 saß Fichte im Stadtrat der Stadt Leipzig.
Fichte war demnach ein politischer Mensch. Er muss von den Ideen der Nationalsozialisten überzeugt gewesen sein. In seiner SA-Akte wurde vermerkt, dass er zwei Mal eine Anstellung verloren hat. Dieser Verlust des Jobs wurde jedoch 1935 wieder gut gemacht. Er wurde Vizepräsident des Messeamtes Leipzig. Das Messeamt organisierte die jährlichen Messen der Stadt Leipzig. Seine Tätigkeit in der NSDAP und SA waren bei seiner Bewerbung sicher hilfreich. Er wurde 1939 sogar zum Präsidenten des Amtes gewählt.
Neben seiner politischen Aktivität war er als Privatperson Ehrenmitglied im Vorstand des Mitteldeutschen Rugbyverbandes und heiratete 1933 seine Frau Hildegard (geb. Forst). Im zweiten Weltkrieg wurde Fichte nur kurz eingesetzt. Zuerst erhielt Ludwig Fichte den Status „UK“. Dies bedeutet, dass er „unabkömmlich“ sei und nicht für die Wehrmacht genutzt werden darf.
Ab 1942 fanden in Leipzig keine Messen mehr statt. Dies war sicher ein Grund warum sich Ludwig Fichte 1942 freiwillig für die Wehrmacht meldete und schon 1943 verwundet aus dem Krieg ausschied. Ludwig Fichte hat den Krieg überlebt und wurde von seiner Frau versorgt. 1946 wurde der letzte Eintrag in seiner Personalakte des Messeamtes vorgenommen. In diesem Eintrag findet sich folgender Satz: „…Wo sich Frau Fichte aufhält, entzieht sich meiner Kenntnis auch von dem Aufenthalt des Herrn Fichtes ist mir nicht das Geringste bekannt.“
Genutzte Quellen:
Deutscher Rugby Verband (Hrsg.): Deutsche Rugby-Zeitung. amtliches Organ des
Deutschen Rugby-Verbandes und der Unterverbände. Heidelberg: 1930-1935.
Sächsisches Staatsarchiv, 20202 Leipziger Messeamt (I), Nr. 1520
Sächsisches Staatsarchiv, 20202 Leipziger Messeamt (I), Nr. 1521
Sächsisches Staatsarchiv, 20202 Leipziger Messeamt (I), Nr. F 00337