Geschichte

GESCHICHTE

Geschichte des Rugbysports in Leipzig

Die Leipziger Rugbygeschichte ist größtenteils unerforscht. Es ist wenig über die Entwicklung des Sports in Leipzig bekannt. Deswegen hat RCL-Nachwuchschefcoach Lars Wochatz im Rahmen seiner Lehrerausbildung zur Geschichte des Rugbys in Leipzig geforscht.

1863 bis 1880 – Was Rugby ist und wie alles begann

Bis heute ist wenig über die Rugbygeschichte in Leipzig bekannt. Die folgende Serie wird sich mit der Geschichte des Rugbys in der Messestadt beschäftigen und erstmals fast lückenlos über die Entwicklung berichten.

Bevor es nach Leipzig geht muss ein kurzer Blick auf die gesamtdeutsche Entwicklung geworfen werden. Rugby ist der große Bruder des Fußball. Aus heutiger Sicht klingt diese Aussage sehr gewagt. Fußball kennt jeder. Rugby glaubt jeder zu kennen. Da vermutet keiner, dass Rugby eigentlich älter ist.

Die Regeln des Rugby wurden 1845 in der gleichnamigen Stadt aufgeschrieben. Erst ein paar Jahre später folgten die Fußballregeln aus Cambridge. Erst in den Jahren 1873 fanden die Sportarten den Weg nach Deutschland.

In der Anfangszeit wurden Rugby und Fußball kaum unterschieden. Konrad Koch, der offizielle Fußballpionier, traf in seiner Schrift „Deutsche Kunstausdrücke des Fußballspieles“ die Unterscheidung. Rugby nannte er „gemischtes Fußball“ und Fußball wurde als „einfaches Fußball“ bezeichnet. Eine andere Bezeichnung für Rugby war „Fußball mit Aufnehmen des Balles“.

Auch in Leipzig findet sich zu Beginn keine Unterscheidung in den Begrifflichkeiten. Konrad Koch jedoch schrieb in seinen Regeln eindeutig vom Rugby. Sein Spiel aus Braunschweig verbot es den Ball mit den Händen nach vorn zu werfen. Es war jedoch nicht verboten den Ball in die Hände zu nehmen. Die Regeln von Konrad Koch wurden als „Deutsches Fußball“ bezeichnet. Rugby ist also auch in Deutschland der ältere Sport. Leider verbreitete sich das „einfache Fußball“ schneller. So wurde Rugby schnell in den Hintergrund gedrängt.

 

1880 bis 1900 – Die Anfänge des Rugby in der Messestadt im Schatten von König Fußball

Wie überall in Deutschland wurde in den Schulen geturnt. Turnen umfasste damals nicht nur die heutige Bedeutung sondern ging weit darüber hinaus. Damals waren schon Geräte wie das Reck oder der Barren bekannt. Doch auch Leichtathletik wurde dem Turnen zugeordnet.

So war es damals üblich, dass an den Schulen geturnt wurde. Turnlehrer besuchten die Schulen und formten die Kinder und Jugendlichen zurecht. An der Petrischule zu Leipzig gab es ab 1880 einen neuen Turnlehrer. Johann Heinrich Wortmann kam aus Dortmund nach Leipzig und durfte mit den Schülern der Schule turnen. Er selbst war im Allgemeine Turnverein zu Leipzig von 1845 (ATV) organisiert und testete 1883 ein neues Spiel mit seinen Schülern. Das neue Spiel hieß Schlagball. Es soll auch Fußball gespielt worden sein.

Erst fünf Jahre später lernte der Turnverein Wortmanns den Sport kennen. Auf einer Turnfahrt nach Colditz „… fiel zum ersten Mal ein Fußball in die Hände unserer Leipziger Turner…“. Es wird auch davon berichtet, dass der spätere Vorsitzende der Spielvereinigung des ATV (Schöck) Fußball schon aus seiner Schulzeit in Hannover kannte. Kurz nach der Turnfahrt trafen sich die Turner auf der Bauernwiese (heutiger Fockeberg) in Leipzig, um verschiedene Sportspiele zu üben. Erst nach dem zweiten Weltkrieg entstand auf den Bauernwiesen der Fockeberg. Dieser wurde mit Hilfe von Trümmerteilen aufgeschüttet.

Seit 1888 trafen sich die Turner regelmäßig auf der Bauernwiese. In Vorbereitung auf das Deutsche Turnfest in München trafen die Leipziger mit Turnern aus Dresden zusammen. Wortmann beschreibt das Aufeinandertreffen mit den Dresdnern wie folgt: „Belehrend und anregend wirkte das ‚Rugby‘ und ‚deutsche Fußballspiel‘ der Gymnasiasten in Dresden“

Es wurde also extra für die Vorführung ein Spiel eingeübt, was dem Rugby ähnlicher zu seien scheint als das heutige Fußball. Leider brachte der Gegner in München, ein Turnverein aus London, das Association mit. Das „einfache Fußball“ gefiel den Leipzigern besser und wurde ab 1889 hauptsächlich gespielt.

 

1900 bis 1923 – Rugby wird professioneller

Wie im letzten Bericht beschrieben wurde in Leipzig das „einfache Fußball“ bevorzugt. Max Vogel, als Turner der Spielvereinigung des ATV, übersetzte sogar die Regeln aus dem Englischen ins Deutsche. 1893 gründeten die Mitglieder der Spielvereinigung einen eigenen Verein und nannten sich „VfB Leipzig“. Dieser Verein wurde 1903 erster Deutscher Meister und konnte auch 1906 und 1913 den Titel erringen. Heutzutage ist der Nachfolgeverein in Probstheida ansässig und wird sicher noch eine Weile auf den nächsten Meistertitel warten.

Bei der Recherche zum Thema Rugby konnten sich keine verlässlichen Informationen finden. Vermutlich wurde an der Petrischule weiter eine Art Rugby gespielt. Ebenso lässt sich vermuten, dass es in den Fußballabteilungen Freunde des Rugby gab. Ein Beweis für die Theorie, dass es in Leipzig Rugby gegeben haben muss lässt sich in einem Liederbuch finden. Der Verband Mitteldeutscher Ballspiel-Vereine (VMBV) brachte dieses Liederbuch heraus.

Der VMBV wurde 1900 gegründet. In Leipzig gab es vorher schon einen eigenen Verband. Die erste Rugby- Abteilung wurde 1923 im Akademischen Sportclub gegründet. Damit begann in Leipzig eine deutlich professionellere Behandlung dieser Sportart.

 

1930 bis 1935 – Das Osterturnier

In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg wurde in Leipzig Rugby stark gefördert. Neben den zahlreichen Teams wurde auch ein Rugbyturnier geschaffen. 1931 fand erstmals das Leipziger Osterturnier statt.

Der Leipziger Rugby Club (LRC) organisierte gemeinsam mit dem Polizeisportverein 1921 das Turnier. Die Spiele starteten Karfreitag und endeten am Sonntag mit dem „Endspiel“ ASC gegen Wacker. Bei der ersten Ausgabe des Turniers spielten 16 Teams um den Wanderpreis der Stadt Leipzig. Dieser Preis sollte durch den Oberbürgermeister Dr. Goerdeler überreicht werden. Dieser schaute zwar das Endspiel, konnte jedoch den eigens gestifteten Preis nicht überreichen. Über das erste Turnier findet man einen kleinen Bericht in der Zeitung „Leipziger Neuste Nachrichten“:„Das Wagnis der Leipziger Rugby-Klub-Polizei-Sportverein 1921, während des Osterfestes in der Weltmessestadt ein viertägiges Rugby-Turnier, und zwar das erste deutsche überhaupt, aufzuziehen, ist durch einen sehr guten Erfolg belohnt worden.“ (LNN, 07.04.1931)

Das Turnier fand in den Jahren 1931, 1932, 1934 und 1935 statt. 1933 gab es kein Osterturnier in Leipzig. Gründe dafür sind nicht bekannt. Jedes Jahr berichtete auch die Zeitung „Leipziger Neuste Nachrichten“ über das Turnier. Die LNN schreibt 1934: „Nach Unterbrechung im vergangenen Jahr findet das 1931 erstmals ausgetragene und 1932 wiederholte Oster-Rugby-Turnier um den Wanderpreis der Stadt Leipzig an den kommenden Feiertagen seine Fortsetzung.“ (LNN, 28.03.1934)  Die Zeitung stiftete, wie die Stadt Leipzig, einen Preis für das Turnier. Es ist immer von einer „Plakette der Leipziger Neusten Nachrichten“ die Rede. Dieser Preis wurde im ersten Turnier an den 2.Platz vergeben. In den späteren Turnieren war dieser Preis dem Sieger einer „Trostrunde“ vorbehalten.

1931 und 1934 fand im Zuge des Turnieres jeweils ein „Marsch durch die Stadt“ statt. In beiden Jahren wurde der Zug durch Musiker begleitet. 1934 wurde der Marsch auch von der SA begleitet. Was genau die SA auf dem Osterturnier zu suchen hatte erfahrt ihr im nächsten Bericht.  

 

Hier die Liste der Preisträger:

Jahr

Sieger des Wanderpreis

2.Platz

Preis der LNN

1931

Akademischer Sport Club

Wacker

Wacker

1932

Akademischer Sport Club

Linienschiff „Schlesien“

Marathon Westens

1933

—-

—-

—-

1934

Linienschiff „Schlesien“

Akademischer Sport Club

SC Thalysia

1935

SC Thalysia

Akademischer Sport Club

Linienschiff „Schlesien“

 

1933 bis 1945 – Leipziger Ruggerer spielen für das Nationalteam

Vor dem Zweiten Weltkrieg spielte die Nationalmannschaft ihre ersten Länderspiele. Schon damals war es sicherlich ein Traum in diese Mannschaft berufen zu werden. Vielleicht hatte es sogar noch mehr Bedeutung als heute.

Aus der Vorkriegszeit finden sich auch die letzten gesamtdeutschen Nationalspieler aus Leipzig. Offenhauer, welcher schon vor 1933 Nationalspieler war, konnte sogar beim ersten Sieg gegen Frankreich (1928) auflaufen. Offenhauer spielte im Sturm. Sowohl in der ersten Reihe als auch in der zweiten Reihe.

Insgesamt konnten 7 Spieler aus Leipzig das Nationaltrikot überwerfen. Davon 2 Spieler (Wunderlich und Offenhauer) in der A-Mannschaft. Hier eine Tabelle mit allen Nationalspielern vor 1939:

Name des Spielers

Verein

Anzahl der Spiele

Jahr

Gegner

BarbySA

Akademischer Sportclub (ASC)

1

1934

CSK

Gerlach

ASC

1

1934

CSK

MarkusSA

Sportfreunde Leipzig

1

1934

CSK

MotzSA

ASC

2

1934, 1935

NLD, FRA

Offenhauer

ASC

4

2x 1927, 1929, 1934

3x FRA, CSK

SeidelSA

ASC

1

1934

CSK

WunderlichSA

ASC

3

2x 1930, 1931

2x FRA, CSK

Fünf dieser Spieler (Markiert mit „SA“) konnten in einer Aufstellung einer SA-Mannschaft wiedergefunden werden. Neben Mannschaften in der SA gab es auch in der Polizei Rugbyteams. Mehr Informationen zu der Beziehung zwischen Rugby und der SA (Sturmabteilung) gibt es in einem der nächsten Berichte.

 

1933 bis 1945 –  Rugby in Leipzig und die SA – ein noch ungeschriebenes Kapitel

Die Sturmabteilung galt als paramilitärische Kampforganisation der NSDAP. Die SA war stark an der Reichspogromnacht im November 1938 beteiligt. Was hat diese Organisation mit Rugby und was mit Rugby in Leipzig zu tun?

Der letzte Deutsche Rugbytag vor dem Zweiten Weltkrieg fand in Leipzig statt. Am 06.Mai 1933 trafen sich die Rugbyvereine am Johannisplatz im Hotel „Sachsenhof“ um den 35. Deutschen Rugbytag zu begehen. Der Mitteldeutsche Rugby-Fußball-Verband stellte hier einen Dringlichkeits-Antrag.

Diesem Antrag wurde stattgegeben. Es hat den Anschein, dass in Leipzig diese Werbung großen Erfolg hatte. Rugby sollte den Mut fördern und die jungen Männer fit machen. In Leipzig war die SA Brigade 35 stationiert. In dieser Brigade nahmen mehrere Standarten das Rugbytraining auf. Bekannt ist die Aufnahme der Sportart von den Standarten 106 und 107.  

Leiter der SA Brigade 35 war ein gewisser Ludwig Fichte. Ernst Ludwig Fichte ist dem Leipziger Rugby als Begründer der ersten Rugbymannschaft in Leipzig bekannt.

Die Verstrickungen des Leipziger Rugbys mit der SA zeigt sich auch bei der Ausrichtung des Osterturniers in Leipzig. 1934 fand zur Eröffnung des Turniers ein „Werbemarsch“ statt. In der Deutschen Rugby Zeitung heißt es: „Welch großes Interesse Polizei und SA. dem Rugby entgegenbringen, mag auch daraus hervorgehen, daß zu dem Ostersonntag Vormittag durch die Stadt veranstalteten Werbemarsch ein SA.-Musikzug und Marine-SA.-Ehrensturm sowie ein Spielmannszug und eine Hundertschaft der Polizei ‚befohlen‘ waren.“

Sicherlich war es sehr eindrucksvoll diesen Marsch durch Leipzig ziehen zu sehen. Möglich gemacht hat diesen Marsch sicher auch Ludwig Fichte durch seine Kontakte in der SA.

 

1933 bis 1945 – Begründer des Leipziger Rugby – Ludwig Fichte

Ludwig Fichte gründete 1923 die erste Rugbymannschaft in Leipzig. Er schuf dafür eine Abteilung im Akademischen Sportclub Leipzig. Wie Fichte selbst zu dem Sport gekommen ist lässt sich nur vermuten. Doch einige Sachen sind bekannt und werden nun als kleines Porträt dargestellt.

Ernst Ludwig Fichte wurde am 24.08.1891 in Greiz im Vogtland geboren. Er besuchte die Realschule in Dresden und studierte anschließend in der Schweiz und schloss mit dem „certificat d’études“ ab.

Im Anschluss arbeitete er in London. Dort schloss er sich dem Rugbyteam des Blackheath Football Club an. Vermutlich spielte er dort in den Jahren 1911 – 1913. Er lernte, mit hoher Wahrscheinlichkeit, erst in London kennen. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges beendete er seine Arbeit in London.

Im ersten Weltkrieg war Fichte zuerst in der Infanterie und ab Mitte 1915 als Feldflieger tätig. Im Dezember 1916 stürzte Fichte und konnte nicht mehr an der Front eingesetzt werden. Bei diesem Sturz verlor er sein rechtes Auge. In den vorherigen Kriegsjahren erhielt er mehrere Orden.

Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Fichte als Reisender für verschiedene Leipziger Unternehmen. 1923 gründete er schließlich die Rugbyabteilung im ASC. Sieben Jahre später trat er, am 01.06.1930, der NSDAP bei. Wiederrum nach einem Jahr schloss er sich der SA an und stieg hier bis zum SA-Gruppenführer auf und leitete die Brigade 35. Ab 1933 bis 1939 saß Fichte im Stadtrat der Stadt Leipzig.

Fichte war demnach ein politischer Mensch. Er muss von den Ideen der Nationalsozialisten überzeugt gewesen sein. In seiner SA-Akte wurde vermerkt, dass er zwei Mal eine Anstellung verloren hat. Dieser Verlust des Jobs wurde jedoch 1935 wieder gut gemacht. Er wurde Vizepräsident des Messeamtes Leipzig. Das Messeamt organisierte die jährlichen Messen der Stadt Leipzig. Seine Tätigkeit in der NSDAP und SA waren bei seiner Bewerbung sicher hilfreich. Er wurde 1939 sogar zum Präsidenten des Amtes gewählt.

Neben seiner politischen Aktivität war er als Privatperson Ehrenmitglied im Vorstand des Mitteldeutschen Rugbyverbandes und heiratete 1933 seine Frau Hildegard (geb. Forst). Im zweiten Weltkrieg wurde Fichte nur kurz eingesetzt. Zuerst erhielt Ludwig Fichte den Status „UK“. Dies bedeutet, dass er „unabkömmlich“ sei und nicht für die Wehrmacht genutzt werden darf.

Ab 1942 fanden in Leipzig keine Messen mehr statt. Dies war sicher ein Grund, warum sich Ludwig Fichte 1942 freiwillig für die Wehrmacht meldete und schon 1943 verwundet aus dem Krieg ausschied. Ludwig Fichte hat den Krieg überlebt und wurde von seiner Frau versorgt. 1946 wurde der letzte Eintrag in seiner Personalakte des Messeamtes vorgenommen. In diesem Eintrag findet sich folgender Satz: „…Wo sich Frau Fichte aufhält, entzieht sich meiner Kenntnis auch von dem Aufenthalt des Herrn Fichtes ist mir nicht das Geringste bekannt.“

 

1933 bis 1945 –  Rugby auf dem Cottaweg?

Der ASC war einer der erfolgreichsten Rugbyvereine in Mitteldeutschland. Zeitweise waren hier 3 Rugbyteams und eine Jugendmannschaft aktiv. Doch noch gab es keinen eigenen Rugbyplatz in Leipzig. Die Vereine spielten auf Fußballplätzen. Auf dem Sportplatz Leipzig fanden die meisten Spiele statt. Dieser Sportplatz befand sich am heutigen Cottaweg. 1935 musste diese riesige Sportanlage (1925: 180 000 qm) der Kleinmesse weichen. Diese musste für ein Projekt der NSDAP umziehen.

Am 22.10.1933 wurde schließlich der erste Rugbyplatz in Leipzig eingeweiht. Beschrieben wird der Platz als ein „Feld mit vorzüglicher Grasnarbe“(DRZ). Der Platz soll 130 Meter Lang und 80 Meter breit gewesen sein. Zur Eröffnung spielten die Schulmannschaften der Petrischule und des Schillergymnasiums gegen einander. Noch dazu kam es zu einem Klassiker. Der ASC spielte gegen den Berliner RC. Der ASC gewann diese Begegnung mit 10:8.

In dem Bericht aus der Deutschen Rugby Zeitung wird davon gesprochen, dass der Platz „…innerhalb der Anlage des Sportplatzes Lindenau. …“(DRZ, 25.10.1933) zu finden ist. In den Leipziger Neusten Nachrichten wird am 21.Oktober 1933 davon berichtet, dass der Sportplatz dem ASC gehörte und durch die Mitglieder hergerichtet wurde. In einem Stadtplan von 1940 ist diese Sportstätte an der Stelle des jetzigen BSV Schönau eingezeichnet. Interessanterweise berichtete Gerhard Schubert, dass die Rugbyabteilung von BSG Gastronom Leipzig und nach 1990 der neugegründete Verein „Leipziger Rugbyclub 1990“ ebenfalls auf diesem Gelände gespielt hat. Die Spuren des ASC waren damals jedoch schon verwischt wurden.

Heute ist der Cottaweg durch die Zuchtbullenanlage bekannt. Der BSV Schönau hat zur Ermöglichung des Trainingsgelände einen Teil der Plätze abgegeben. Er ist jedoch selbst noch in diesem Bereich aktiv. Doch viele Rugbyspieler haben schon vorher, mit vielen anderen Sportarten, ihr Unwesen auf dem Gelände am Cottaweg getrieben.

 

1945 bis 1950 – Der Neuanfang zur Stunde Null

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Leben in den Städten auf den Kopf gestellt. In Leipzig wurde schon kurz nach Kriegsbeginn der Spielbetrieb im Rugby eingestellt. In der Deutschen Rugby-Zeitung finden sich Grüße von Soldaten. Auch Leipziger Rugbyspieler sind unter diesen Soldaten.

Volker Plank fand in einem Artikel heraus, dass es schon kurz nach dem Krieg Bestrebungen gab das Rugbyspiel wieder aufzunehmen. Er fand diese Aussage aus einer Festschrift: „Unser verdienstvoller Sportfreund Edgar Friedlein war es, der 1945, […] sich der mit ihm eigenen Energie um den harten Kampfsport Rugby bemühte.“ (Festschrift 10 Jahre BSG Lokomotive, 1962)

Der Name Edgar Friedlein war schon vor dem Ende des Krieges im Leipziger Rugby bekannt. 1939 trug Friedlein das Amt des „Gauobmann Sachsen Mitte“ für die Sportart Rugby. Der Sport wurde zwischen 1934 und 1945 zentral, durch den „Nationalsozialistische Reichsbund für Leibesübungen“ kontrolliert. Rugby war gemeinsam mit den Sportarten Fußball und Cricket im Fachamt 2 organisiert. 1950 wurde Friedlein in gleicher Funktion wiedereingesetzt. Nun jedoch in der DDR.  

Noch erstaunlicher ist es, dass der Name „Friedlein“ in der Aufstellung der SA Brigade 35 zum Auftaktspiel des Osterturnier 1935 stand. Vermutlich war er jedoch zu unwichtig um Teil der Entnazifizierung zu werden.

Friedlein, der Besitzer einer Gewürzmühle „EFRI“, hatte bei seinen Bestrebungen u.a. auch Unterstützung von den Sportfreunden Heinz Hofmann, Möbius, Ziesche und Barby. Barby spielte 1934 ein Länderspiel im Nationaltrikot und war im ASC aktiv.

In den 1950er Jahren entstand noch die Mannschaft von der DHfK Leipzig. Dazu mehr im nächsten Bericht. 

 

1945 bis 1990 –  Rugby an der DHfK

1950 nahm die Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK) ihren Betrieb auf. Damit wurde die Basis für eine Rugbyabteilung in der Hochschulsportgemeinschaft des DHfK gelegt. Ab 1958 fand sich unter den Spielern auch Gerhard Schubert. Er wurde zusammen mit Freunden beim Fußballspielen angesprochen und zu einem „Fußballtraining“ eingeladen. Auf dem Sportplatz angekommen stellten die Freunde fest, dass kein Fußballtrainer da war. Deshalb versuchte man es mit den Rugbytrainern. Eine Liebe, die bis heute besteht entstand.  

Gerhard Schubert berichtete in einem Interview über die Mannschaft der DHfK. Da Rugby in der jungen DDR keinen großen Spielbetrieb im Rugby aufweisen konnte hatten die Teams wenig Spiele. Dies kam einigen Studenten der DHfK zugute. Auch heute sind die Sportstudenten bekannt für ihre Faulheit oder ihre Fähigkeit Zeit zu sparen. Eine Regel an der DHfK lautete, dass die Studenten einen aktiven Sport ausüben mussten. Deshalb spielten die jungen Männer gern Rugby. Wenig Mannschaften bedeutet auch wenig Spiele und damit mehr Freizeit. Zum Bleiben verhalf sicher die weltberühmte dritte Halbzeit der Rugbyfamilie.

Bald spielten zwei Mannschaften bei der DHfK. Die Erfolge der Teams können noch heute nachgewiesen werden. In den Jahren 1954, 1955, 1957, 1959, 1960 und 1961 gewann die DHfK die DDR Meisterschaft. Dazu kamen noch die Pokalerfolge von 1954 und 1955. Bemerkenswert ist, dass die DHfK von 1953 bis 1965 immer unter den besten Teams zu finden war. Lediglich in den Jahren 1953, 1956 und 1958 musste sich das Team mit dem dritten Platz zu Frieden geben. 1965 schloss sich ein Teil der DHfK den Sportfreunden der BSG Lokomotive Leipzig-Wahren an und spielte dort als zweite Mannschaft. Dieses Team soll im nächsten Bericht thematisiert werden.

 

1945 bis 1990 –  Rugby bei der bsg Lokomotive Leipzig-wahren

Nach den ersten Erfolgen des Leipziger Rugby nach dem zweiten Weltkrieg lässt sich eine weitere Zeit ausmachen in der junge Talente die DDR Oberliga dominierten. Erstmals findet sich die „BSG Lokomotive Leipzig-Wahren“ 1961 auf dem Treppchen der Oberliga. In den Jahren 1961, 1962, und 1964 kann der dritte Platz bei den DDR Meisterschaften nachgewiesen werden. 1967 und 1968 wurde sogar der zweite Platz belegt.

Nach einer kurzen Unterbrechung gewann die BSG viermal hintereinander die Meisterschaft (1977, – 1980). In dieser Zeit konnten sich, laut dem Bericht von Volker Plank, 11 Spieler für die DDR Nationalmannschaft qualifizieren. Eine unglaubliche Zahl, welche in der heutigen Zeit sicherlich nur der wilde HRK überboten hat.

Wie einfach eine Freistellung für Länderspiele ablief verdeutlichen viele Dokumente aus den Unterlagen von Jürgen Weber. Im Arbeitsgesetz der DDR wurde festgelegt, dass Freistellungen von der Arbeit oder der Schule „… zur Wahrnehmung staatlicher und gesellschaftlicher Funktionen …“ möglich sind. Dazu reichte auch die Nominierung in einer Randsportart wie Rugby.

Interessant ist auch die Anreise der BSG Lokomotive Leipzig-Wahren zu den Spielen im In- und Ausland. Da durch die BSG gute Beziehungen zu der Reichsbahn bestanden hatten die Spieler kaum Kosten bei der Anreise zu den Spielen. Dies war sicherlich ein großer Vorteil bei der Planung von Auswärtsfahrten.

Lediglich zu größeren Sportevents mussten die Rugbyspieler manchmal den Platz räumen. Wenn der Rugbyplatz in Wahren für andere Events benötigt wurde musste die Mannschaft auf den Platz an der Wettinbrücke ausweichen. Dort tummeln sich noch heute Rugbyspieler. Jedoch nur als Unisportgruppe.

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